Der gute Mensch von Peja
Der Bund (CH)
Text: Jadranka Kursar
Bild: Ole Krünkelfeld
Als die Albaner aus der Stadt Peja im Kosovo vertrieben wurden, rettete der Serbe Grujo Zekic vielen von ihnen das Leben. Dies ist die Geschichte eines Mannes, der es niemals schaffte, die Menschen in Freunde oder Feinde einzuteilen.
Textauszug
Nichts in Peja ist so, wie es war. Nur die Berge haben dem Krieg getrotzt: Wie ein Hufeisen umschließen die Gipfel die Stadt am Fluss Bistrica. Peja steht heute auf dem Ortsschild, der frühere Name Pec ist durchgestrichen. Pec bedeutet auf serbisch „Ofen“ und tatsächlich ist es den hier lebenden Serben nach dem Krieg zu heiß geworden.
Die drittgrößte Stadt im jüngsten Staat der Welt, der Republik Kosovo, ist quasi „serbenrein“. Die mehr als 100 000 Bewohner von Peja sprechen albanisch, und wer dennoch eine Frage auf serbo-kroatisch stellt, erntet entweder verständnisloses Schulterzucken oder einen bösen Blick.
Rund 20 000 Serben verließen nach Ende des Krieges 1999 ihre Heimatstadt, aus Furcht um ihr Leben. Wo sie geblieben sind, interessiert ihre Nachbarn nicht. Nur einen Serben kennen sie alle in Peja. Einen, der sich nicht fürchten muss, der nicht angespuckt, beschimpft oder verprügelt wird, wenn er über die Straße geht. Einer, der von seinen albanischen Nachbarn freundlich gegrüßt wird. Wer Grujo Zekic finden will, muss ins Krankenhaus von Peja, in die Ambulanz, die Treppe hinauf…









